Dior Herbst 2025 Kyoto

Dior Herbst 2025 Kyoto „Ein Triumph der Abwesenheit“. Geschichte von Eleonora de Gray, Chefredakteurin von RUNWAY MAGAZIN. Foto/Video mit freundlicher Genehmigung von Dior.

Gestern präsentierte Dior unter den leuchtenden Papierlaternen Kyotos und umrahmt von der raffinierten Geometrie japanischer Architektur seine Herbstkollektion 2025 – eine Show, die vor Tradition sprühte, in Theatralik schwelgte und in einigen Schlüsselmomenten auf Originalität verzichtete. In Japans alter Kulturhauptstadt ausgerichtet, sollte dieses Spektakel Handwerkskunst, kulturelle Überschneidungen und schneiderische Architektur würdigen. Und in vielerlei Hinsicht gelang es ihm – vor allem dank der School of National Arts, nicht unbedingt Maria Grazia Chiuri.

Chiuri kehrte kurzzeitig in die Sicherheit ihres typischen Schwarz zurück – ein paar schlichte Kleider mit der gewohnt strengen Anmut von Dior. Das wahre Feuerwerk der Show entfachten jedoch die atemberaubenden Kimonos in leuchtendem Blau, Rot und Weiß – eine Farbpalette, die an olympische Insignien erinnerte und von Exzellenz zeugte. Diese Stücke waren nicht nur Anspielungen auf die japanische Tradition, sondern künstlerische Kooperationen mit der japanischen Schule der Nationalen Künste, die diesen Teil der Kollektion meisterhaft gestaltete. Spektakulär und aufrichtig, ihre Kimono-inspirierten Silhouetten verwandelten die runway in eine lebendige Schriftrolle kultureller Hommage.

1 Dior Herbst 2025 Kyoto Runway Magazin

Die Show wurde von einer philosophischen Abhandlung eingerahmt, die Chiuri offenbar sehr am Herzen liegt: Das Kleidungsstück sei Architektur und der Körper sein Lebensraum. „Die Beziehung zwischen Körper und Kleidungsstück“, so heißt es, „ist gewebt und unterscheidet sich je nach Tradition.“ Eine überzeugende Aussage, insbesondere wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Seele der Kollektion – ihres Lebensraums – offen gesagt ausgelagert wurde.

Das heißt nicht, dass Chiuri nichts dazu beigetragen hat. Sie spannte einen historischen Bogen zurück bis zu Monsieur Diors 1957 DiorPaletotDiorMantel, ursprünglich als Nachahmung der Kimono-Form gedacht, erinnerte an die Ära, als Marc Bohan 1971 in Tokio Dior präsentierte. Für diesen interkontinentalen Remix verarbeitete sie historische Silhouetten zu großzügigen Mänteln und Jacken, in Textilien, die an Seide und Tinte erinnerten, an mit Garn gemalte japanische Gärten. Weite Hosen und fließende Röcke raschelten wie Tempelglocken im Herbstwind, und Goldstickereien rankten sich wie rankendes Efeu über die Säume. Alles schön, ja. Aber alles eher erwartet von einer Designerin, die Wert auf dekorative Sicherheit legt.

Auch Chiuri fand Inspiration in der Ausstellung Love Fashion: Auf der Suche nach mir selbst, gemeinsam organisiert vom Kyoto Costume Institute und dem National Museum of Modern Art. Diese interkulturelle Erkundung wurde zu einer Art intellektueller Erlaubnis, Referenzen, Emotionen und Silhouetten zu verwischen. Und während die Ausstellung zu einer authentischen Reflexion über Identität und Verlangen einlud, tendierte Chiuris Interpretation eher zum Poetischen als zum Innovativen.

Die größte Ironie? Während Chiuri weiterhin von „materieller Seele“ und „emotionaler Architektur“ spricht, war es die echt Hands-on-Künstler aus Kyoto, die die emotionale Tiefe und kulturelle Komplexität dieser Kollektion verkörperten. Ihre Kunst war nicht nur poetisch, sondern auch präzise, ​​lebendig und kraftvoll.

Letztendlich ist Diors Herbstkollektion 2025 eine Kollektion zwischen Ehrfurcht und Wiederholung. Sie behauptet, zwischen den Kulturen zu oszillieren, doch es sind die japanischen Kollaborateure, die ihr Rhythmus verliehen. Sie will Mode mit Architektur verbinden, doch der Kimono – ein beständiges Meisterwerk kultureller Ingenieurskunst – bildete das stärkste Fundament.

Ehre, wem Ehre gebührt: Die Brillanz dieser Show gebührt Kyoto.

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Gepostet aus Kyoto, Bezirk Nakagyo, Japan.